Gegen 60
Trainer hat der streitbare und umstrittene Präsident des Klubs FC Sion bisher
entlassen. Der Job im Wallis gilt in der Branche als Himmelfahrtskommando.
Schlimmer als im Kanton Wallis scheint es nur noch in Brasilien zu sein. Wer
einen Trainervertrag mit einem Klub abschliesst, unterschreibt damit in der
Regel gleichzeitig sein berufliches Todesurteil. Kein Wunder in einem Land, das
von einem wahnsinnigen Ignoranten präsidiert wird. Mühsam ist das Trainerleben
allerdings auch in den arabischen Ländern. Wer sich für einen Job bei einem
arabischen Klub entschieden hat, fordert bei Dienstantritt sicherheitshalber
schon einmal die ganze Salärzahlung für die gesamte Vertragszeit. Ein vorzeitig
entlassener Trainer hat Einschüchterung und Mobbing zu gewärtigen; Geld sieht
er in einen solchen Situation eh nicht mehr. Teils gewalttätig sind die
Verhältnisse in Brasilien, einem Land ausser Rand und Band. In einem der
etabliertesten Fussball-Länder sind Klub-Präsidenten die Schatten-Könige und
benehmen sich teils wie Berserker. Dass auf diese Weise der Fussball als Ganzes
zerstört werden kann, leuchtet nun zumindest auch den Liga-Bossen der
Professional-Abteilung des Brasilianischen Fussball-Verbandes (CBF) ein. In
einer Form von Selbst-Beschränkung wollen sie künftig das Trainerkarussell in
der obersten Liga (Série A) fortan beschränken. Ab der Saison 2021, die Ende
Mai beginnen wird, soll nur noch ein Trainerwechsel zugelassen werden. Jeder
Coach eines A-Klubs darf dann also höchstens pro Saison nacheinander zwei Klubs
trainieren. Der Sinn der Regelung soll weniger dem Schutz der Trainer vor
ungerechtfertigten Entlassungen dienen; vielmehr gehen die Bemühungen dahin,
den Abwerbungen von Trainern, meist aufgrund lukrativer Angebote von
Konkurrenten, in der höchsten Liga den Riegel zu schieben und so die
Glaubwürdigkeit des Fussballs zu schützen. CBF-Präsident Rogério Caboclo hat
bei der Bekanntgabe der Selbstbeschränkungsregel das Ende des Sesselrückens der
Trainer im brasilianischen Fussball verkündet. Ob diese Regulierungsaktion
rechtlich konform ist (teils wird gegen den Beschluss vorgebracht, er verletze
das Selbstbestimmungsrecht der Klubs und die Vertragsfreiheit) und auch Bestand
haben wird, dürfte sich weisen. Das scheint jedenfalls fraglich zu sein. Für die
Regelung haben sich lediglich elf der 20 A-Klubs ausgesprochen. Von einer
breiten Akzeptanz für die Selbstbeschränkung also keine Spur, auch wenn zwei
Zahlen zu denken geben: Seit 2003 bleibt ein Trainer in der obersten
Spielklasse in Brasilien im Durchschnitt sechs Monate im (Trainer-)Amt. In der
vergangenen Saison überlebten lediglich drei Trainer das Meisterschaftsende bei
ihren Arbeitgebern. Kurios: Gegen die Neuregelung votierte der berühmte Klub
Porto Alegre. Der aktuelle Trainer sitzt dort, kaum zu glauben, seit
viereinhalb Jahren auf der Trainerbank! Ob er zu schlecht für die Konkurrenz
ist, lässt sich nicht sagen. Wohl eher schon, sonst wäre er längst von einem
Liga-Konkurrenten abgeworben worden.
Dienstag, 30. März 2021
Ein Schutz für Fussballtrainer? Ein Schutz für den Fussball?
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